Schrittlänge und Tempo sind entscheidend

Ein halbtägiges Marschmusik-Training für Dirigenten und Orchester

Der Blasmusikverband Thal-Gäu-Olten-Gösgen lud im Vorfeld des nächsten Solothurner Kantonal-Musikfestes zum Workshop „Parademusik – richtig gemacht“. Militärmusik-Instruktor Philipp Rütsche zeigte in Neuendorf sowohl den Dirigenten wie auch dem Orchester in amüsanter Weise viele Tipps und Tricks, wie die Marschmusik garantiert gelingt.

Die Juryreglemente in der Disziplin Marschmusik unterliegen in jüngster Zeit einem regen Wandel. So wird beispielsweise heutzutage von Parade- statt Marschmusik gesprochen, um der verstärkten Gewichtung der optischen Bewertungskriterien Rechnung zu tragen. Noch 40 Prozent wird der musikalische Anteil an der Gesamtnote am nächsten Eidgenössischen Musikfest 2016 in Montreux betragen. Eine weitere Änderung ist auch, dass die Schweizer Eigenheit der Trillerpfeife zur Signalgebung zunehmend vom Tambourmajorstock abgelöst wird. So versuchten sich denn auch ein gutes Dutzend Dirigenten und Interessierte aus allen Kantonsteilen an der theoretischen und praktischen Arbeit mit dem neuen Werkzeug. „Es ist zwar nach wie vor erlaubt, dass der Dirigent eine Pfeife verwendet. Aber optisch wertet der Tambourmajorstock die Marschmusik massiv auf!“ versuchte Rütsche den Anwesenden die anfängliche Skepsis zu nehmen.

Im zweiten Teil stiess ein ad-hoc-Orchester mit freiwilligen Musikanten aus dem Gäu und dem Niederamt zu den Kursteilnehmern in die Dorfhalle Neuendorf. Den extra angereisten Stadtsolothurner Tambouren schenkte Instruktor Rütsche besonders viel Aufmerksamkeit. „Lasst sie nicht immer den Ordonnanzmarsch Nr. 2 spielen. Versucht die ersten Takte kreativer zu gestalten!“ hielt er die Dirigenten an. Apropos Marschauswahl: Hier zeigte Rütsche die Top 20 der meistgespielten Märsche vom letzten Eidgenössischen Musikfest. Die an diesem Tag aufgeführten „Gruss an Bern“ und „San Carlo“ waren wenig überraschend auch dabei und gehören zu den gut klingenden Schweizer Strassenmärschen.

„Schrittlänge beachten“ und „Tempo halten“ waren zwei Begriffe, die besonders oft fielen. Rütsche zeigte mit dem Orchester Übungen, wie den Musikanten die richtige Schrittlänge und ein ruhiges Tempo eingeimpft werden kann. „75 cm Schrittlänge und ein Tempo von 104 Schlägen pro Minute sind ideal“, wusste Philipp Rütsche zu berichten. Dann durften sich die Dirigenten mit ihren Tambourmajorstöcken am lebenden Objekt versuchen. Erst noch etwas zaghaft, zahlten sich die Übungseinheiten bald aus. Dabei wurde offensichtlich, dass für ein unfallfreies Gelingen eine klare Zeichengebung des Chefs unabdingbar ist. Die Früchte dieses Workshops wird der eine oder andere Musikverein sicherlich schon am nächsten Musikfest ernten können.

Charlie Schmid, Verantwortlicher Musikalisches BMVTGOG, Solothurn

Bilder zum Workshop finden Sie in der Galerie – Unterlagen zum Workshop unter Downloads.