Fast auf den Tag genau hundert Jahre nach der Gründung feiert die Musikgesellschaft Niederbuchsiten ihr Jubiläum in grossem Rahmen.
Am Wochenende vom 19. und 20. Oktober 2019 herrscht in der Gäuer Gemeinde Niederbuchsiten Festbetrieb. Die heimische Musikgesellschaft, die sich heute als Blaskapelle präsentiert, blickt auf ihr hundertjähriges Bestehen zurück. Sie tut dies mit einem grossen Fest.
Bevor es aber so weit war, erlebte der Verein eine wechselhafte Geschichte. Dass bereits Ende des neunzehnten Jahrhunderts in Niederbuchsiten gemeinsam musiziert wurde, beweist eine Fahne aus dem Jahre 1891. Allerdings bestehen keine Dokumente aus dieser Zeit, sodass offiziell der 21. Oktober 1919 als eigentliches Gründungsdatum gilt. Es muss ein mutiger Entscheid gewesen sein, erfolgte doch die Gründung aus dem Nichts. Die ersten Instrumente mussten gemietet werden und, man stelle sich das heute vor: Die Mundstücke für Blasinstrumente wurden zum Teil aus Fadenspulen gedrechselt. Das alles hielt aber Lehrer Gaston Bader nicht davon ab, erste Musikproben zu leiten. Um am Silvestertag mit einem Konzert etwas Geld für den Schuldenabbau verdienen zu können, brauchte es die Erlaubnis vom damaligen Dorfpfarrer, die alles andere als leicht beigebracht werden konnte.
Nicht auf Rosen gebettet: Ein Darlehen für die erste Uniform
Die Startschwierigkeiten schweissten jedoch die Vereinsmitglieder zu einer verschworenen Einheit zusammen. 1922 organisierte die Musikgesellschaft erstmals ein Mattenfest, aus dem später die bis heute noch bestehende Dorf-Chilbi entstand. Doch finanziell war der Verein nach wie vor nicht auf Rosen gebettet. So musste für die Anschaffung der ersten Uniform im Jahre 1922 bei der Raiffeisenbank ein Darlehen aufgenommen werden. Immerhin, die Musikgesellschaft Niederbuchsiten war jetzt ein «richtiger» Verein, der sich in der Öffentlichkeit präsentieren konnte und auch beim Kantonal- wie auch Bezirksmusikverband wohlwollende Aufnahme fand. Gab es irgendwelche Turbulenzen oder Unstimmigkeiten, war es immer wieder Hugo Zeltner, der als eigentliches Urgestein für Ruhe und Ordnung sorgte, sei es als Dirigent oder in der wichtigen Funktion als Ausbilder der Jungbläser.
Die Musikgesellschaft Niederbuchsiten entwickelte sich in den folgenden Jahren zu einem in der Gemeinde nicht mehr wegzudenkenden Verein, der viel zum kulturellen Leben beitrug. Besuche von Eidgenössischen wie auch Kantonalen Musikfesten waren selbstverständlich. Es gab sogar einen Goldlorbeer für den 1. Rang in der 4. Klasse am Eidgenössischen Musikfest in Zürich im Jahre 1957.
An Reminiszenzen gäbe es vieles zu erzählen. Picken wir eine heraus: Dirigent Erich P. Bader formierte aus den Jungmusikanten Ende der 50er-Jahre eine Guggenmusik, was zu folgendem Kommentar seitens seiner Mutter führte: «Erich, schäm di, däwäg fausch go Musig mache!» Dieser Erich P. Bader bewies aber über viele Jahre, dass er auch gute Musik machen konnte. Als Dirigent brachte er Stabilität in den Verein, verstand er es doch, mit seiner Begeisterungsfähigkeit seine Leute bei Stange zu halten. Nicht alle seine Nachfolger hatten diese Begabung, ist doch als Folge der versuchten Einführung neuzeitlicher Literatur gar ein Probestreik der Musikgesellschaft protokolliert.
Turbulente Zeiten führten zum Exodus vieler Mitglieder
Schliesslich übernahm im Jahre 1981 Hans Kurt aus Attiswil den Dirigentenstab. Mit einem Unterbruch von vier Jahren, wegen Unstimmigkeit im Verein, führt er seit nunmehr 38 Jahren die Niederbuchsiter bis zum heutigen Tag mit Hingabe und Können. Bereits hatten zu dieser Zeit Frauen Einzug in den Verein gehalten, und auch die Umstellung auf Brass-Band-Besetzung war vollzogen. Doch gab es eine Zeit, da hing der Fortbestand an einem seidenen Faden. Gerade mal 18 von 32 Musikanten blieben nach einer turbulenten GV dem Verein noch treu. Hans Kurt hatte also einen angeschlagenen Verein übernommen. Zudem folgte nochmals ein Mitgliederschwund, den es zu verkraften galt.
Nach dem Tiefpunkt um die Jahrtausendwende ging es wieder aufwärts. Die Rückkehr von Hans Kurt erwies sich als Glücksfall. Sein Motto lautete: Das Glas ist halb voll, nicht halb leer. Diese positive Einstellung, unterstützt von seiner Ehefrau Franziska als Präsidentin, führte zu einer Stabilisierung. Auch machte die Musikgesellschaft aus der Not eine Tugend. Die Musikliteratur wurde entsprechend der Besetzung ausgewählt und fand nicht nur bei den Musikantinnen und Musikanten Gefallen, sondern auch bei der Zuhörerschaft. Es war naheliegend, inskünftig als Blaskapelle aufzutreten. So heisst die bevorstehende Jubiläumsveranstaltung «100 Jahre Blaskapelle MG Niederbuchsiten».
In den Kreisen der Blaskapellen haben sich die Gäuer durch ihre Auftritte einen Namen gemacht. Nur so sei es möglich gewesen, für die Jubiläumsveranstaltungen namhafte Formationen zu verpflichten, so OK-Präsident Bruno Zeltner.