«Hier in diesem Dorf liegt Musik in der Luft»

Endlich hat die Harmoniemusikgesellschaft Fulenbach am Sonntag ihren 200. Geburtstag feiern können. Neue Fahne, Bombenwetter, aufgeräumte Stimmung: Diese drei Attribute prägten den Jubiläumssonntag.

Urs Huber, Oltner Tagblatt

Es war ein Jubiläumssonntag nach Mass. Nach zweimaliger Verschiebung konnte die Harmoniemusikgesellschaft (HMG) Fulenbach endlich ihren 200. Geburtstag feiern. Und dies bei besten äusseren Bedingungen und in heiterer Atmosphäre.

Wie hatte Landammann Remo Ankli an der Festrede zum Jubiläumsakt gesagt: «Hier in diesem Dorf liegt Musik in der Luft.» Woran er das festmachen wollte: Weil das ganze Dorf an der Feier mitbeteiligt war und man in Fulenbach verstanden habe, über zwei Jahrhunderte «den Geist der Musik weiterzuvermitteln», wie Ankli betonte.

Dass schliesslich beim Jubiläumsakt noch eine neue Jubiläumskomposition unter dem Namen «Holzberli» präsentiert wurde, gehört so quasi zum Standardritual einer solchen Feier. Die Komposition von Marco Nussbaumer sollte als nachhaltiges Ergebnis aus den Feierlichkeiten rund um den Geburtstag hervorgehen, wie in der Festhütte zu erfahren war. Nach Stephan Jaeggis «Fulenbacher Marsch» weiss die HMG nun um eine zweite Komposition, die ihr auf den Leib geschnitten ist.

Es ergreift auch jene, die nicht daran geglaubt hätten

Der Sonntagmorgen gehörte im Wesentlichen der Fahnenweihe, verbunden mit der Verabschiedung der alten Fahne aus den späten 1980er-Jahren in den Archivschrank des Vereins.

«Bis vor kurzem hätt’ ich es selber nicht geglaubt. Aber es ergreift einen schon, wenn die neue Fahne entrollt wird und die alte die Festhalle durch den Hinterausgang verlässt»,

sagt Andrea Fontoura als Flötistin der HMG.

Sie ist auch ziemlich überzeugt, dass der Ablauf des Festes mit den Hundertschaften von Beteiligten aus dem Dorf und der Region auf die Wertschätzung der «Musig», wie man üblicherweise sagt, schliessen lässt. «Ich glaube nicht, dass viele andere Vereine im Dorf auf eine solche Unterstützung zählen könnten.»

Fahnenpatinnen und -paten: «dr Musig verbunde»

Die Verbundenheit mit der «Musig» reicht wirklich tief. Zwei Gotten und zwei Göttis stehen der neuen Fahne zu Gevatter: «Es ist schon die jahrelange Verbundenheit mit dem Verein, der einen diesen Entscheid fällen lässt», weiss Ruth Nützi, ein der Gotten. Mit 15 oder 16 trat sie, aus einer Musikantenfamilie stammend, der HMG bei, spielte Klarinette, war zwei Jahrzehnte Uniformenverwalterin.

Auch Fahnengotte Franziska Wyss kommt aus einer Musikantenfamilie. Sie selber hat aber nie ein Instrument gespielt. Es sei zur damaligen Zeit noch nicht so üblich gewesen, dass eine Frau ein Musikinstrument erlernte, wird sie im Festführer zitiert.

Götti Charles Leclerc begründet sein Engagement mit der langjährigen Beziehung zu der HMG. «Ich hatte als selbstständiger Unternehmer viel mit der ‹Musig› zu tun», sagt er. Seine Frau Lotti sei auch jeweils Ehrendame gewesen, über Jahre hinweg. Und Hugo Kissling, ehemaliger Gemeindepräsident, «war zwar Fussballer», wie er immer wieder zu verstehen gibt, aber der Musik nie abgeneigt.

Für so ein Dorf doch ganz beachtlich

Der Sonntagnachmittag gehörte zur Hauptsache dem Festumzug. Mehr als 600 aktive Teilnehmende mit 24 Sujets, von der Schule über den Feuerwehrverein, befreundete Musikvereine, Turnverein, die berittene Artilleriemusik Solothurn, die Zagge Zunft, die Firma Lemp oder die Trachtengruppe Buchsgau fanden auf der knapp einen Kilometer langen Umzugsstrecke ihren Platz.

Die Strassenränder waren von Kiebitzen gesäumt wie zu den besten Fasnachtszeiten. Wie die Umzugverantwortlichen erklärten, seien die Gruppen sehr motiviert gewesen, ihren Verein wieder einmal in der Öffentlichkeit gut zu präsentieren.

«Ich fand den Umzug für so ein Dorf wie Fulenbach doch ganz beachtlich», gab Samuel Keiser, Präsident der mitwirkenden Treichlergruppe Egerkingen und einstiger Präsident der HMG Fulenbach zu verstehen. Und er war mit dieser Ansicht beileibe nicht der Einzige.

Feierlich, stimmig, berührend

Auch ganz zufrieden mit dem Jubiläumstag war der aktuelle Präsident der HMG, Walter Kiener. «Ich fand die Fahnenweihe sehr feierlich und stimmig, ja berührend», sagt der Mann. Er habe sehr gute Rückmeldungen entgegennehmen können.

Auch mit dem Besucheraufkommen ist Kiener zufrieden. «Ja sehr, wir waren gut besucht, auch am Samstagabend. Und jetzt staune ich auch darüber, dass sehr viele, ob vorhin am Strassenrand stehend oder am Umzug teilnehmend, noch den Weg auf den Festplatz gefunden haben. Das ist bei den gegenwärtigen heissen Temperaturen nicht selbstverständlich.»